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1. Leitfaden für den Geschichtsunterricht in Mittel- und Mädchenschulen - S. 36

1902 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
36 Iv. Griechenlands Blte und Verfall. pides, besteht in der ergreifenden Schilderung der Leidenschaften und des menschlichen Elends, in dem tiefen Verstndnis des Herzens und Gemts in den erregtesten Augenblicken. Zu den bedeutendsten gehren Medea", Iphigenie in Aulis" und Iphigenie auf Tanris". Gleich der Tragdie hat auch die Komdie ihren Ursprung in den Festlichkeitten zu Ehren des Dionysos, wo in schwrmenden Maskenzgen das Lob des freudebringenden Gottes gesungen und daneben allerlei Spott und Scherz mit denen getrieben wurde, welche dem Zuge begegneten und Anla zu Neckereien und Mutwillen dar-boten. In der Komdie geielten die Dichter alle im ffentlichen Leben vorkommenden Torheiten, Schwchen und Gebrechen. Aber hinter dem schonungslosen Spott verbarg sich ein edler Zorn der den zunehmenden Verfall der Sitte, ein tiefes Wahrheits- und Rechts-gefhl und eine Sehnsucht nach der Kraft und Tugend einer ent-schwundenen goldenen Zeit. Der bedeutendste Komdieudichter war Aristophanes von Athen. Das Theater der Griechen war in der Regel sehr gerumig, da es auch zu Volksversammlungen benutzt wurde. Es enthielt den Zuschauerraum (Theatron"), einen groen Halbkreis mit aufsteigen-den Sitzreihen, die Orchestra", wo der Chor seine Gesnge und Tnze ausfhrte, und das erhhte Proszenium" oder die Bhne, deren einfach bemalter Hintergrund (Szene") gewhnlich die Vorder-feite eines Palastes oder Wohnhauses darstellte. Die Schauspieler trugen lange, bis zum Boden herabreichende Schleppgewnder und purpurne Oberkleider mit goldenen Zieraten; an den Fen hatten sie hohe Schuhe (Kothurn) und vor dem Gesicht eine Maske mit geffnetem Munde und weiten Augenhhlen. Die Vorstellungen fanden am Tage statt. In die Zeit des 6. Jahrhunderts, in welcher die lyrische Dicht-fnft in der hchsten Blte stand, fallen auch die Anfnge der griechischen Philosophie oder Weltweisheit. Fern von allem Grbeln beobachteten die ltesten Weisen Griechenlands Welt und Menschen in und auer sich und legten dann die Ergebnisse ihrer Forschungen und Erfahrungen in kurzen Denk- und Sittensprchen nieder. Besonnenheit, verstndige Ttigkeit, Migung und Selbstbeherrschung galten ihnen als die wahre Lebensweisheit, als die sichersten Wege zur Erreichung eines dauernden Glckes. Einige solcher Sprche und Lebensregeln werden an die Namen der sogenannten sieben Weisen" geknpft. Ma zu halten ist gut", das lehrt Kleobulos von Lindos; Jegliches vorbedacht", heit Ephyras Sohn P er i an der; Wohl erwge die Zeit", sagt Pittakos von Mitylene; Mehrere machen es schlimm", wie Bias meint, der Priener;

2. Leitfaden für den Geschichtsunterricht in Mittel- und Mädchenschulen - S. 39

1902 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
1. Geistesleben der Griechen. 39 dieser Beziehung ist besonders Diogenes von Sinope merkwrdig. Nach der Philosophie der Stoiker gelangt der Mensch zur hchsten Glckseligkeit durch Beherrschung aller Begierden und Leidenschaften; mit unerschtterlichem Gleichmute ertrugen sie alle Wechselflle des Lebens, Freude und Schmerz, Glck und Unglck. Am reinsten und vollkommensten nahm Plato die Lehren seines Meisters in sich auf und bildete sie in dessen Geiste weiter aus. Die Gottheit, sagte er, ist die Flle alles Wahren und Guten, darum mu alles Denken auf sie gerichtet sein. Auf der Erkenntnis der Gottheit beruht die Tugend, und nur wo diese gebt wird, wo Weisheit und Besonnen-heit, Tapferkeit und Gerechtigkeit herrschen, da kann der Einzelne wie der Staat gedeihen. Platos grter Schler war Aristoteles, der Erzieher Alexanders des Groen. Nach ihm besteht die Tugend nicht im Wissen, sondern in einer auf das Gute gerichteten Ttig-keit der Seele; ohne Tugend und Sittlichkeit gibt es keine wahre Glckseligkeit, die doch Zweck und Ziel des ganzen Lebens ist. In einem Gemeinwesen wie das athenische, wo die hchste Ge-walt in der Volksversammlung ruhte, war Beredsamkeit eine unent-behrliche Eigenschaft fr den Staatsmann, wenn er die Menge fr seine Plne' gewinnen wollte. Der hervorragendste attische Redner war Demosthenes. Er hatte ursprnglich eine schwache Stimme, 350 eine fehlerhafte Aussprache und ungefllige Gebrden. Doch was die Natur ihm versagt hatte, ersetzte er durch unermdlichen Flei. Er strkte Brust und Stimme, indem er steile Abhnge hinaufgehend laut redete; er ging an das Meeresufer und bemhte sich, das Tosen der Brandung zu berschreien; um das R aussprechen zu lernen, nahm er Steinchen in den Mund und versuchte dabei deutlich zu reden; er ging bei einem Schauspieler in die Lehre, um sich eine wrdige Krperhaltung, angemessenes Gebrdenspiel und richtige Betonung anzueignen. Diese Bemhungen waren denn auch vom besten Erfolge gekrnt, und Demosthenes wurde der einflureichste und bewnndertste Redner Athens, der es wie keiner verstand, seine Zuhrer zu fesseln und zu begeistern. Was aber auch der Gegenstand seiner Rede war, stets hatte er nur das Wohl seiner Mitbrger im Auge, und sein ganzes Streben ging dahin, dem erschlafften Volke wieder ein mnnliches Gefhl einzuflen und die alten Tugenden aufs neue zu beleben. Als Vater der Geschichte" gilt Herodot von Halikarnassos, der den Anfang mit der zusammenhngenden Niederschreibung der Begebenheiten eines greren Zeitraumes machte. Auf weiten Reisen nach den meisten der damals bekannten Lnder lernte er die Sagen und Erzhlungen, die Sitten und Gebruche, die brgerlichen und religisen Einrichtungen der Völker kennen. So vorbereitet schrieb

3. Leitfaden für den Geschichtsunterricht in Mittel- und Mädchenschulen - S. 84

1902 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
84 Viii. Tie Kmpfe um die Alleinherrschaft. kanus zum Hohenpriester und Fürsten der Jnda eilt, mit der Verpflichtung, eilten jhrlichen Tribut an Rom zu zahlen. Als Pomp ejus aus dem Morgenlande zurckkehrte, schwankte in Rom noch immer der Kampf zwischen den Parteien hin und her. Es wre ihm ein Leichtes gewesen, bei der herrschenden Verwirrung die ganze Gewalt im Staate an sich zu reien. Aber es fehlte ihm dazu die Entschlossenheit. Und als er endlich die Hand nach der Herrschaft ausstreckte, wagte er es, nur in Verbindung mit einem Manne, der ihn an geistiger Gre weit berragte. Dieser Mann war Julius Csar. Csar war von majesttischer Gestalt und besa auerordentliche Geistesgaben. Krperliche bung und Abhrtung, Gewandtheit im Reiten, Fechten und Schwimmen machten ihn fhig, alle Ent-behrnngen und Anstrengungen mit den Truppen zu teilen. Klarheit und Sicherheit zeigte er in den schwierigsten Lagen; Not und Verlegenheit schienen nur geschaffen, seinen erfinderischen Geist und sein entschlossenes Handeln noch mehr ins rechte Licht zu stellen. der seine Soldaten hatte er eilte unwiderstehliche Gewalt: sein Mut, seine Tapferkeit, seine Feldherrngabe erfllte sie mit Vertrauen und Siegesgefhl. Die Gewandtheit und Klarheit seiner Rede, verbunden mit Wohllaut und Strke der Stimme, rissen alle Zuhrer mit fort. Er war gleich groß als Feldherr, Staatsmann, Gesetzgeber, Rechtsgelehrter, Redner und Geschichtschreiber. Immer strebte er nach dem Hchsten. Ich will lieber in einem Dorfe der erste, als in Rom der zweite sein," sagte er. Er unterlie aber auch nichts, was ihn zu den hchsten Staatsmtern wrdig und geschickt machen konnte. Durch verschwenderische Freigebigkeit und durch glnzende Ausstattung der ffentlichen Spiele fesselte er die Menge an sich. Es machte ihm wenig Sorge, da dabei nicht nur sein ganzes Vermgen zu Grunde ging, sondern auch seine Schulden so hoch stiegen, da er selbst sagte, er bedrfe mehrerer Millionen, um nichts zu haben. Und er hatte sich nicht verrechnet. Die Gunst des Volkes hob ihn von Stufe zu Stufe, und die reichen Einnahmen , die ihm als Statthalter von Spanien zuflssen, waren mehr als ausreichend, die ungeheure Schuldenlast zu tilgen, hk Mit kluger Berechnung schlo sich Csar nach seiner Rckkehr ans Spanien dem Pompejns an. Beide verbanden sich dann mit dem durch seinen Reichtum sprichwrtlich gewordenen Crassus, dem Besteger des Spartaens, zu gemeinschaftlichem Handeln. So ent-60 stand das erste Triumvirat (Dreimnnerbund), dessen erste Folge war, da Csar fr das nchste Jahr zum Konsul gewhlt wurde. Hierauf lie er sich die Statthalterschaft der das eisalpunsche Gallien (Norditalien) erteilen, und der Senat verlieh ihm dazu

4. Leitfaden für den Geschichtsunterricht in Mittel- und Mädchenschulen - S. 93

1902 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
1. Roms goldenes Zeitalter in Kunst und Wissenschaft. 93 Verworfenheit der damaligen Welt sagt: Es ist schwer, keine Satire zu schreiben." ^ Auch in der Grammatik, Rhetorik Kunst des Vortrags, Philosophie, Astronomie und Mathematik waren die Griechen die Lehrer der Rmer. Gelehrte Griechen kamen in Menge nach Rom und grndeten dort Lehranstalten, in denen in allen Zweigen des Wissens Unterricht erteilt wurde. In keinem Manne waren die Strahlen rmisch-griechischer Bildung so sehr zu einem Ganzen vereinigt als in Cicero. Er war Staatsmann, Rechtsgelehrter, Philosoph und Dichter; einen unvergnglichen Ruhm aber hat er sich als Redner erworben. Seine edle Sprache, sein kunstreicher Stil, sein glnzender Vortrag, sein treffender Witz fesselten und be-zauberten die Menge; durch seine gewandte und ergreifende Dar-stellnng wute er Furcht, Ha und Mitleid zu erregen und d:e Zu-Hrer in jede ihm zusagende Stimmung zu verschen. Auf seinem schnen Landsitze Tnsculnm sammelte er gern seine Freunde um sich und erging sich mit ihnen in belehrenden und witzigen Ge- sprchen. ^ Unter den Gelehrten der Kaiserzeit ragen besonders ecitccn, Plinius der ltere und Plinius der Jngere hervor. Der ans Corduba stammende bekannte Philosoph Seneca war ein Mann von scharfem Verstand und lebhafter Phantasie. Er erkannte die Entartung seiner Zeit und suchte ihr in seinen Schriften entgegen zu wirken. Als Erzieher des Kaisers Nero war er bestrebt, den wilden und grausamen Sinn seines Zglings zu mildern; doch seine Bemhungen waren vergebens, ja er^ mute sie zuletzt mit dem Tode den. Die Christen verehrten in Seneca den weisesten und tugeud-haftesten Heiden und schpften aus seinen Schriften Erbanuug und Belehrung" Plinius der ltere trug mit unermdlichem Fleie alles zusammen, was das Altertum der die Natur im allgemeinen wie in ihren einzelnen Teilen und Erscheinungen erforscht und auf-gezeichnet hatte. Er fand beim Ausbruche des Vesuvs (im Jahre 79) seinen Tod. Sein Neffe Plinius der J.ugere war ein mit alleu Gtern des Lebens und der Bildung reichlich ausgestatteter Manu, der sich von der herrschenden Sittenverderbnis fern hielt und seine einflureiche Stellung benutzte, um nach Krften Bses zu verhten und Gutes zu bewirken. Von seiner Beredsamkeit gibt eine noch erhaltene Lobrede Panegyriens) auf den Kaiser Trajau Zeugnis. Ttrabo verfate ein umfangreiches Werk der Erdkunde, zu dem er sich auf langjhrigen weiten Reisen die ntigen Kenntnisse verschafft hatte, und das wegen der darin enthaltenen Schilderungen der Sitten und Gebruche, Religionen und Gesetze, der Geschichte und Verfassung der verschiedenen Völker den hchsten Wert fr uns hat.

5. Leitfaden für den Geschichtsunterricht in Mittel- und Mädchenschulen - S. 113

1902 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
5. Grndung und Ausbreitung der christlichen ircfje. 113 Bann ober die Exkommunikation aus der kirchlichen Gemein-schaft ausgeschlossen wrben nnb gewhnlich als verachtete Sekte verkmmerten. Fr die Ansbilbnng der Kirchenlehre waren in der ersten christlichen Zeit besonbers ttig Origenes von Alexanbrien, Tertullian nnb Cyprian von Karthago. Origenes zeigte schon als Knabe eine so schwrmerische Liebe zum Heilanbe, ba er nur durch die List der Mutter abgehalten werben konnte, das Schicksal seines Vaters zu teilen, der unter Septimins Severus den Mrtyrer-tob erlitt. Voll Hochfliegenben Geistes und fester Willenskraft erwarb er sich die ganze Gelehrsamkeit seiner Zeit, nnb bereits in seinem 18. Lebensjahre wrbe er zum Vorsteher der Katechetenschule zu Alexaubrieu erhoben, jener ersten christlichen Lehranstalt, welche hauptschlich bttrch ihn zu hohem Ruhme emporstieg. Eingeweiht in die heibnische Philosophie, wanbte er die Schtze griechischer Erkenntnis zur Verherrlichung des Christentums an und verbanb die Lehren der ausgezeichnetsten Weltweisen mit benen des Evangeliums, um auch die Gebilbeten fr das Reich Gottes zu gewinnen. _ Als Schriftsteller lie er sich vorzugsweise die Erklrung der Bibel angelegen sein. Von Alexanbrien vertrieben begab er sich nach Csarea, wo er mit unermiibticher Ttigkeit fr die Ausbreitung des Evangeliums wirkte, bis er im Jahre 254 aus dem Leben schieb, hoch- 254 gefeiert von Mit- und Nachwelt. Whrenb Origenes das Gute und Wahre, ba sich auch in der hetbmscheu Philosophie finbet, mit dem Christeutume in Einklang zu bringen und fr basselbe zu verwerten suchte, bekmpfte Tertullian, Presbyter der Gemeinbe zu Karthago, die griechische Welt-bilbuug als die Mutter der Irrlehre und des Abfalls vom Evau-gelium. Der Christ sollte jeber weltlichen Frenbe absterben und nur Gott und seinem Worte leben. Dem Leben in freiwilliger Ehe-losigkeit legte er groe Heiligkeit bei, und eine geschlossene Ehe galt ihm fr unauflslich. Tertullian starb im Jahre 220 als hoch- 220 betagter Greis. Cyprian stammte ans einer angesehenen Familie und war in heibnifcher Wissenschaft erzogen werben. Nachbem er zum Christentum bergetreten, verteilte er den grten Teil seines tiebeutenben Vermgens unter die Armen und bereitete sich durch strenge Bn-iibungen fr den geistlichen Staub vor. Zum Bischof seiner Vater-stabt Karthago erwhlt, eiferte er mit uachbrcklichem Ernst gegen das schlaffe, nngebnnbene Leben, das in dem reichen, herrlichen Lanbe unter den Wirkungen eines langen Friebens in allen Stnben ein-gerissen war, erwarb sich aber auch durch seine werkttige Liebe, die er besonders bei Gelegenheit einer Pest bekunbete, die Zuneigung Schmelzer, Leitfaden, 8

6. Leitfaden für den Geschichtsunterricht in Mittel- und Mädchenschulen - S. 114

1902 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
114 Ix. Das rmische Kaiserreich und die Germanen. Das Christentum. der gesamten Bevlkerung. Als die Hauptaufgabe seines Lebens betrachtete er die Begrndung der kirchlichen Einheit unter bischflichem Regiment; ihr widmete er feine meisten Krfte, fr sie kmpfte er bis an sein Ende mit Wort und Tat, in Rede und Schrift. 258 Im Jahre 258 wurde er, der einer frheren Verfolgung unter Deeius nur durch die Flucht entgangen war, zum Tode durch das Schwert verurteilt. Whrend die Kirche an ihrem inneren Ausbau rstig weiter arbeitete, begannen sich auch jene christlichen Lebensformen zu eut wickeln, denen sie in der Folge ihren Sieg der die Welt vorzugsweise zu danken hatte. Zur Zeit, des Decius floh ein Jngling, namens Paulus, aus Theben in gypten, in die nahe Wste und wohnte neunzig Jahre lang in einer Felsenhhle neben einer frischen Quelle unter einem Palmbaume, der ihm Schatten, Nahrung und Kleidung gab. Sein Beispiel fand zahlreiche Nachahmer, und bald waren die gyptischen Wsten mit Einsiedlern (Eremiten) angefllt, die das Volk allmhlich als Heilige zu verehren begann. 270 Antonius, ein Landsmann des Paulus, sammelte die einzelnen Ere miten, die sich in seiner Nachbarschaft niedergelassen hatten, zu einem gemeinsamen Leben unter Handarbeit, Gebet und Betrachtung des gttlichen Wortes um sich und wrbe so der eigentliche Begrnder des Mnchswesens. Sein Schler Pachomius ging noch einen Schritt weiter und vereinigte die Shne der Wste in eingehegten Pltzen oder abgeschlossenen Gebuden und gewhnte sie an eine feste Lebensordnung nach bestimmten Regeln. Eine solche abgesonderte Wohnung nannte man Kloster, die Angehrigen der Genossenschaft Mnche, ihren Vorsteher Abt (Vater). Die strenge Enthaltsamkeit dieser Männer von allen irdischen Freuden und Genssen, ihre Ver-zichtleistnng auf alle Gter und Ehren der Geburt und des Standes, ihre Entuerung alles eigenen Willens und Unterordnung unter die Regel der. Brderschaft und die Gebote des Vorstehers erregten die Bewunderung der Welt. Dabei konnte es denn freilich nicht fehlen, da manche in ihrer religisen berspannung, in ihrem Hange zur Selbstentsagung und Selbstpeinigung alles Ma berschritten und auf die seltsamsten Abwege gerieten, wie der Syrer Hilarion, welcher in der Nhe von Gaza ans einer Sandbank zwischen dem Meere und einem Sumpfe 48 Jahre lang seilte traurige Wohnung hatte und seinen Leib zum Gerippe kasteite, oder wie Simeon der Sulenheilige", der den grten Teil seines Lebens auf einer Sule bei Antiochien zubrachte und sich von dem herbeistrmenden Volke seine Nahrung reichen lie. Doch ist es auf der anderen Seite auch rhmlich anzuerkennen, da die morgenlndischen Einsiedler und Mnche nicht selten als Beschtzer der Wahrheit und des Rechts den

7. Leitfaden für den Geschichtsunterricht in Mittel- und Mädchenschulen - S. 116

1902 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
116 Ix Das rmische Kaiserreich und die Germanen. Das Christentum. Schon Konstantins Ehlorus, mehr aber noch dessen Gattin Hc-lena, Konstantins Mutter, hatten sich der christlichen Lehre znge-neigt und ihr Beispiel blieb nicht ohne Einflu auf den Sohn. Nach seinem Siege der Maxentins erlie er ein Gesetz, welches den Christen freie Religionsbung gestattete. Noch entschiedener trat er fr das Christentum ein, nachdem er die Alleinherrschaft erlangt hatte. Er gebot die Feier des Sonntags, zog christliche Geistliche und Bischfe in den Kreis seiner Vertrauten und lie die kaiserlichen Prinzen durch christliche Lehrer erziehen. In allen Stdten wurden Kirchen gebaut und prchtig geschmckt. Helena reiste selbst ins ge-lobte Land, lie sich im Jordan taufen und errichtete an der Sttte, wo einst Jesus gekreuzigt und begraben ward, die jetzt noch vorhan-dene Kirche des heiligen Grabes. Die Taufe empfing Konstantin erst auf seinem Sterbebette. Frh schon fhrten die religisen Forschungen zu Spaltungen und zur Bildung von Sekten. Am bedeutungsvollsten war der Streit der die Person Christi. Arius, ein Presbyter zu Alexau-drien, eiu Mann von Gelehrsamkeit, ernstem Wesen und fleckenlosem Wandel, stellte die Ansicht auf, Christus sei nicht gleichen Wesens mit dem Vater, sondern nur der Erste unter allen Geschaffenen. Seine Lehre fand viele Anhnger, aber auch viele Gegner, und der Streit verbreitete sich allmhlich durch die ganze Christenheit. Als alle Versuche, den Frieden herzustellen, vergebens waren, berief Kon-325 stantin die erste allgemeine Kirchenversammlung nach Nica in Kleinasien, an welcher 318 Bischfe und andere hochgestellte Geistliche teilnahmen. Nach langen Verhandlungen wurde die Lehre des Arius als ketzerisch verdammt und das nicnische Glaubens-bekeuntnis, das die gttliche Natur des Erlsers aussprach, abge-fat. Spter kam dazu noch ein anderes, welches nach Athanasius, einem alexaudrinischen Geistlichen, dem Hauptgegner des Arius, das athauasianische genannt wird. Doch der Streit ruhte damit noch nicht. Der Arianismns wurde sogar lange Zeit vom kaiserlichen Hofe begnstigt, und erst unter Theodosins gewann die orthodoxe (rechtglubige) Kirche den Sieg. Auf Konstantin folgten seine drei Shne Konstantinns, Kon-stantins und Konstans und nach deren Tode sein Neffe Julian der Abtrnnige". Obwohl im Christentum erzogen, neigte sich doch Julian immer mehr dem Religionswesen der Vter zu, an dessen Kunst und Poesie, Festen und Opfern seine phantasiereiche Natur Gefallen faud, und mit dem er alles verknpft sah, was die schnste Zeit des Altertums aus sich erzeugt und als die reiche Quelle geistiger Bildung zurckgelassen hatte. Kaum war er daher zur Herrschaft gelangt, als er mit Eifer an die Wiederbelebung des

8. Leitfaden für den Geschichtsunterricht in Mittel- und Mädchenschulen - S. 232

1902 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
232 n. Die Reformation. Eisenach, gewohnt und waren nach dem Mansfeldischen gezogen, weil ihnen die dortigen Bergwerke besseren Verdienst versprachen. Bald nach der Geburt des Sohnes, der den Namen Martin er-hielt, siedelte der Vater nach dem Stdtchen Mansfeld der, wo er im Lause der Zeit in den Besitz zweier Schmelzfen kam. Hier in Mausseld empfing Martin seine erste Schulbildung, und da er schon frh einen klaren Verstand verriet, so bestimmte ihn der Vater zu einem gelehrten Berufe. In seinem 14. Jahre kam er auf die lateinische Schule nach Magdeburg und von da nach Eisen ach, wo er sich einen Teil seines Unterhaltes durch Singen vor den Tren verdienen mute, bis ihn eine Frau Cotta in ihr Haus und an ihren Tisch nahm. Mit dem 18. Jahre bezog Luther die Universitt zu Erfurt. Nach des Vaters Willen sollte er die Rechtsgelehrsamkeit studieren; da er aber wenig Neigung dazu besa, so widmete er seine Zeit zunchst der Philosophie, dann aber der Theologie. Nach vierjhrigen Studien erlangte er die Magisterwrde und begann nun selbst Vorlesungen zu halten. Da traten Ereignisse ein, welche seinem Lebenswege eine ganz vernderte Richtung gaben. Beim Besuche der Uuiversitts-Bibliothek war ihm zum ersten Male eine lateinische Bibel in die Hnde gekommen. Seitdem war er regelmig in der Bibliothek zu finden, um das herrliche Buch nher kennen zu lernen, von dem er im Grunde seines Herzens wnschte, Gott mge ihm ein solches einst zum Eigentum bescheren. Vielleicht regte sich schon damals der Gedanke in ihm, die Welt zu verlassen und sich einem still beschaulichen Leben zu widmen. Bald sollte der Gedanke zum Entschlsse reifen. Im Begriff, seine Eltern zu besuchen, wollte er von einem Freunde Abschied nehmen; er fand ihn auf unerklrte Weise tot in seinem Bette. Bestrzt und in sich gekehrt trat er die Reise an. Auf dem Rckwege ber-raschte ihn ein heftiges Gewitter; der Blitz schlug neben ihm in die Erde und betubte ihn. Von Schrecken und Angst des Todes um-geben", _ gelobte er, sich fortan dem Dienste des Herrn zu weihen, 1505begab sich in das Augustinerkloster zu Erfurt und wurde Mnch. Sein Vater zrnte heftig der den Schritt des Sohnes, und es ver-gingen Jahre, ehe er sich mit ihm ausshnte. Im Kloster mute Luther zunchst die niedrigsten Arbeiten ver-richten und mit dem Bettelsack durch die Straen Erfurts ziehen. Alledem unterzog er sich mit. der grten Bereitwilligkeit, galt es ihm doch, durch Demut einen gndigen Gott zu gewinnen. Wie kaum ein anderer mhte er sich ab mit Beten und Fasten und allen Werken der Andacht und Frmmigkeit. Wenn einer," sagte er spter, durch Mncherei in den Himmel kommen knnte, so wre

9. Leitfaden für den Geschichtsunterricht in Mittel- und Mädchenschulen - S. 279

1902 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
1. Brandenburg unter den Kurfrsten. 279 der Niederlausitz und von dem deutschen Ritterorden die wichtige Neumark an sich, welche beide unter den Ltzelburgern dem Kur-frstentume verloren gegangen waren. Albrecht Achilles", Herr der frnkischen Lande, der [14701486 seinem kinderlosen Bruder in der Regierung der Mark folgte, war ein Mann von unverwstlicher Kraft des Leibes und Geistes, von den glnzendsten Gaben und Fhigkeiten, ein Held, wie der grie-chische Achill, von dem sein Beiname entlehnt, khn und entschlossen im Handeln, klar und entschieden in seinen Zielen, stolz und selbst-bewut in seinem Auftreten, einer der hervorragendsten Fürsten seiner Zeit, in dem noch einmal die ganze Flle ritterlichen Tuns und Wesens zur Erscheinung kam. Von den Taten des gewaltigen Kriegsmannes in Kampf und Streit haben die Zeitgenossen manche wunderbare Mr berliefert, und die Nrnberger, mit denen er lange in heftiger Fehde lag, wissen von ihm zu erzählen. Fr die Mark aber hat er wenig getan. Nur selten und vorbergehend kam er nach Brandenburg, die Verwaltung des Landes seinem ltesten Sohne Johann berlassend. Doch wurden unter ihm Krossen und Zllichau, sowie einige pommersche Orte dem Kurfrstentum ge-wonnen. Seine wichtigste Regierungshandlung war der Erla eines Hausgesetzes, nach welchem die Marken ungeteilt bleiben und immer 1473 dem Erstgeborenen zufallen sollten, während die frnkischen Besitzungen zum Erbe fr die beiden nchstfolgenden Shne bestimmt wurden. Johann Cicero", der seinen Beinamen seiner Fertig- [14861499 fett im Lateinischen verdankte, besa nicht des Vaters khnen Mut und kriegerischen Sinn, war aber dafr um so eifriger auf das Wohl seines Landes bedacht. Strenge Gerechtigkeit und weise Sparsamkeit bilden den Grundzug seiner durchaus friedlichen und segensreichen Regierung. Da er selbst ein Mann von vielseitigen Kenntnissen war, lie er sich besonders angelegen sein, die Liebe zu den Wissenschaften in den Mrkern zu erwecken, und entwarf zu diesem Zwecke den Plan zur Grndung der Universitt Frankfurt, die jedoch erst unter seinem Sohne ins Leben trat. Joachim I. teilte die gelehrten Liebhabereien seines [14991535 Vaters, insbesondere war er der Sterndeutern zugetan. Dabei entfaltete er eine rhmliche Ttigkeit, die ffentliche Sicherheit im Lande zu schirmen und Recht und Ordnung einzubrgern. Noch immer galt Raub und berfall fr ein erlaubtes Vorrecht des Adels, und gerade damals betete das arme Landvolk in den Marken! Vor Kckeritz und Lderitz und vor den Kracht und Jtzenplitz beht uns, lieber Herre Gott." Aber ohne Gnade und Ansehen der Person und ohne sich durch Drohungen und Vorstellungen, wie letztere selbst von befreundeten Fürsten eingingen, wankend machen zu lassen, verurteilte

10. Leitfaden für den Geschichtsunterricht in Mittel- und Mädchenschulen - S. 288

1902 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
288 V. Brandenburg-Preuens wachsende Macht, und seines erhabenen Herrscherhauses erschaut, der mu in die Worte ausbrechen, der welche an jenem Tage in allen Kirchen gepredigt wurde: Das hat Gott getan!" Preußen verdankt der Regierung Friedrichs I., wie sich der neue König nannte, manches Schne und Gute. Knste, Wissen-schaften und Gelehrtenschulen fanden an ihm einen eifrigen Frderer, ein besonders reger^ geistiger Verkehr herrschte am Hofe Sophie Charlottes. In Halle grndete Friedrich eine neue Universitt; an welcher der gelehrte Thomasius und der fromme August Her-manu Franke, der Stifter des Halleschen Waisenhauses, wirkten, und in Berlin die Akademie der Wissenschaften, deren erster Prsident der berhmte Philosoph Leibniz wurde. Auch Werke der Kunst hinterlie er, die seinen Namen auf die Nachwelt gebracht haben, so das grtenteils neu erbaute Knigliche Schlo, das Zeughaus und das Standbild des Groen Kurfrsten zu Berlin, smtlich Schpfungen des Baumeisters und Bildhauers Andreas Schlter. Die um ihres Glaubens willen aus Frankreich vertriebenen Protestanten fanden in Friedrichs Staaten jederzeit die bereitwilligste Aufnahme. Seiner Beteiligung am spanischen Erb folgekriege ist schon gedacht; den Utrechter Frieden erlebte er nicht mehr. 4. Friedrich Wilhelm I. Der Nordische Krieg. 7131740] Auf Friedrich I. folgte sein einziger Sohn Friedrich Wilhelm I., fast in allen Stcken das Gegenteil des Vaters. Er war von beraus herrischer Gemtsart, aber einfach in Tracht und Sitte, sparsam und huslich, streng religis und brgerlich ehrbar, ein Mann von echt deutscher Art und allem fremdlndischen Wesen abhold. Lust und Liebe zu den Wissenschaften, Geschmack fr Kunst und feinere Bildung blieben ihm fremd; desto mehr war er auf Hebung der Volksschulen bedacht. Nur das Ntzliche hatte Wert in seinen Augen; was nicht unmittelbar zur allgemeinen Wohlfahrt bettrug, schien ihm berflssig. Bei der Leichenfeier Friedrichs I. zeigte sich der Hof noch einmal in seinem alten Glnze. Dann entlie der König die Mehrzahl der Hofbeamten, beschrnkte die bermigen Einknfte der hohen Staatsdiener und verkaufte eine Menge Kostbarkeiten. Fortan galt musterhafte Ordnung und weise, peinliche Sparsamkeit im Haushalte des Knigs wie des Staates als oberster Grundsatz. Whrend andere Fürsten hohen Gsten oder fremden Gesandten die kostspieligsten Feste gaben, fhrte sie Friedrich Wilhelm in fein Tabakskollegium", wo man sich bei einer Pfeife und einem Glase Bier zwanglos unterhielt, und wo auch
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TM Hauptwörter (200)200

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